Erlebniswelt Fußball für Sehbehinderte öffnen

Beim Fußball steht der Ball im Mittelpunkt. Ebenso die 22 Spieler. Und der Schiri. Doch was, wenn man von all dem nichts mitbekommt, weil man es schlicht nicht sehen kann? Seit der Saison 2017/18 haben Stadionbesucher mit Sehbehinderung die Möglichkeit via Audioguide-System an Spielen des 1. FC Heidenheim 1846 teilzunehmen.

Ermöglicht wird dies nicht zuletzt durch das ehrenamtliche Engagement von Studierenden der DHBW Heidenheim. „In Zusammenarbeit mit der Königin-Olga-Schule, Einrichtung für blinde, sehbehinderte und mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche in Heidenheim, wurde dieses Angebot zur Inklusion von Menschen mit Sehbehinderung im Rahmen der letzten Heimspiele der vergangenen Saison getestet und kann daher ab dieser Saison allen Interessenten angeboten werden“, erklärt Vincent Conte, Fanbeauftragter des 1. FC Heidenheim 1846.

„Unser Ziel ist es, fußballbegeisterten Fans mit Sehbehinderung die Stimmung und die Atmosphäre im Stadion näher zu bringen und für sie die Erlebniswelt Fußball zu öffnen“, erklärt Meik Kebza, Student der Studienrichtung Kinder- und Jugendhilfe an der DHBW Heidenheim.

„Bei einem Testlauf haben wir darauf geachtet, welche Plätze für diese spezielle Zielgruppe überhaupt Sinn machen“, so der Student. In Gesprächen und durch Beobachtung haben die Studierenden beispielsweise herausgefunden, dass Plätze mit Stufen genauso ungeeignet sind wie Plätze an der Seitenlinie. „Die Sehbehinderten sehen schlicht nicht, wenn ein Ball kommt“, erläutert der Student.

Als Ergebnis des Testlaufs sind die empfohlenen Plätze für Blinde und Sehbehinderte nun im Bereich für Rollstuhlfahrer zu finden. „Dort ist es barrierefrei und die Rollstuhlfahrer warnen die Sehbehinderten, falls ein Ball geflogen kommt“, erklärt Meik Kebza die Lösung.

Um auch verfolgen zu können, was sich auf dem Platz so tut, können die Sehbehinderten ein Audioguide-System ausleihen. Dazu wurden die Fanreporter des 1. FC Heidenheim 1846 eigens vom Aktionsbündnis „Fußball-Blinden-Reportage“ geschult. „Wir achten bei unseren Kommentaren darauf, dass wir möglichst nah am Ball bleiben“, erzählt DHBW-Student Daniel Seiler, der in seiner Freizeit als Fanreporter aktiv ist. „Wichtig dabei ist das „Verorten" der Situation. Wir versuchen genau zu beschreiben wo der Ball gerade ist. Wichtig bei der Reportage ist auch, bei jeder Aktion dabei zu sein und diese genau zu beschreiben. Jeder soll das Spiel eben so hören, wie es auch stattfindet.“

Und auch nach dem Test sind die Studierenden noch involviert: Wenn sich Blinde oder Sehbehinderte für ein Spiel des Zweitligisten anmelden, werden diese von Studierenden der DHBW Heidenheim betreut. Die Studierenden teilen die Audiogeräte aus, begleiten die Sehbehinderten auf die Plätze und stehen auch während des Spiels bei allgemeinen Fragen oder technischen Problemen als Ansprechperson zur Verfügung.

Weitere Informationen zum Angebot für Sehbehinderte gibt es auf der Seite des 1. FC Heidenheim 1846.