Homeoffice und Hochschule: Prof. Dr. Christopher Romanowski-Kirchner im Interview

Erst seit Anfang März ist Prof. Dr. Christopher Romanowski-Kirchner Professor in der Studienrichtung Soziale Arbeit - Kinder- und Jugendhilfe. Wie er sich den Homeoffice-Alltag einteilt und warum ihm das Zuhause bleiben auch Vorteile bringt, erklärt er im Interview.

  • Was ist im Homeoffice eine Herausforderung, die vorher keine war?

Ich würde sagen die Trennung von Arbeit und Freizeit, bzw. die gegenseitige Durchdringung. Das merken ja alle Berufstätigen mit noch sehr kleinen Kindern derzeit deutlich, dass es viel zu managen gibt, wenn Kita, oder eben auch andere soziale Unterstützer*innen wie Omas und Opas nicht zur Verfügung stehen.

  • Was ist am Homeoffice besser?

In meiner aktuellen Situation, dass ich in jedem Fall nicht verpasse, wenn unser Sohn zur Welt kommt und dass ich zwischendrin auch einfach mal mit Frau und Kind unterwegs sein kann.

  • Ist man noch genau so effizient wie vorher?

Wenn ich meine Seminarvorbereitungen betrachte – einiges davon ja Erstvorbereitungen – würde ich sagen, ja. Ich kann das dank unserer Aufteilung sehr konzentriert bearbeiten und aufgrund der familiären Verpflichtungen muss ich das auch effizient erledigen. Zu anderen Aufgaben der Selbstverwaltung etc. kann ich nichts sagen – so weit sind wir durch die Krisensituation noch nicht gekommen.

  • Wie regeln Sie Ihren Alltag?

Im Dialog mit meiner Frau. Meine Vorlesungszeiten und die Termine meiner Frau sind gesetzt und den Rest regeln wir täglich neu. Aber, sofern es jetzt keinen Notfall gibt, eben mit verlässlichen Arbeitszeiten.

  • Welche Programme nutzen Sie zur Kommunikation mit Studierenden?

Neben Email insbesondere Microsoft Teams für Besprechungen und den Online-Seminaren, sowie zu jeder Vorlesung zusätzlich auch Moodle. Ich versuche hier einen einigermaßen einfachen, aber sinnvollen Methodenmix zwischen Input, Diskussionsformen und Aufgabenbearbeitung/Transferaufgaben mit den Studierenden zu entwickeln. Hier bin ich derzeit definitiv auch in hohem Maße Lernender.

  • Wie ist das Feedback der Studierenden?

Was bislang bei mir ankam war sehr positiv. Also die zur Verfügung stehenden Mittel sind gut nutzbar und auch Moodle wird gut angenommen (ich muss gestehen, dass ich sehr skeptisch bezüglich der Verbindungsstabilität bei Teams war… aber bislang läuft das recht gut). Und die Studierenden gestalten das Ganze wunderbar mit, z.B. indem über die gängigen Kommunikationstools Kleingruppen organisiert werden etc. – hiervon bin ich sehr beeindruckt muss ich sagen. Wichtig erscheint mir auch das häufigere Einfordern von Feedback als sonst, da die nonverbalen Eindrücke für die Seminargestaltung weitestgehend verloren gehen.

  • Welche Rituale haben Sie in Ihren Alltag integriert?

Was ich tatsächlich mache, ist – kein Witz jetzt – mich zu kleiden, als ginge ich an die Hochschule. Die Jogginghose ist mein „Freizeitmarker“. Mir hilft das zur Trennung der beiden Sphären.

  • Wie hat sich Ihr Stresslevel verändert?

Das ist tatsächlich spürbar höher - allerdings weniger durch das Homeoffice an sich, sondern durch die gesamte Coronasituation. Wie gesagt, das kennen derzeit sicher alle Familien mit kleineren Kindern. Die Betreuung und alle potenziellen Unterstützer*innen fallen weg und unser zweites Kind kann nun jederzeit kommen. Da bin ich natürlich auch familiär und im Haushalt gut eingespannt und die Abende sind gerade sehr bedeutsam zum Auftanken. Gleichzeitig ist das für uns aber gut zu bewältigen - viele Menschen haben derzeit leider mit wesentlich existenzielleren Fragen auf ganz unterschiedlichen Ebenen und natürlich mit sozial ungleich verteilten Risiken zu kämpfen. Diese Belastungssituationen sorgen mich aktuell deutlich mehr.

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