DHBW Heidenheim baut Active Assisted Living Lab auf

Das Active Assisted Living Lab, das aktuell an der DHBW Heidenheim eingerichtet wird, dient der fachübergreifenden Forschung, Entwicklung und Vernetzung an der Schnittstelle von Pflegewissenschaft, Gesundheits- und Sozialwesen sowie Technik (insbesondere Informatik) und Wirtschaft.

Große, dunkle Augen schauen einen erwartungsvoll an. Ganz treu. Ein wenig fängt man an zu schmunzeln. Sie grüßt. „Hallo, ich bin Pepper!“ Pepper lacht. Und gerne lacht man mit. Fast könnte man vergessen, dass die kleine Pepper mit ihren 1,20 Metern, ihren knuffeligen Armen und großen Ohren ein Roboter ist.

„Pepper ist die erste Mitbewohnerin in unserem geplanten Active Assisted Living Lab”, erklären die wissenschaftlichen Mitarbeiter Pia Beyer-Wunsch und Christopher Reichstein stolz. Jeden Tag bringen sie ihr neue Fähigkeiten bei. „Aktuell kann Pepper auf ungefähr 250 Fragen eine passende Antwort geben”, sagt Pia Beyer-Wunsch. Ungefähr eine halbe Stunde lang könnte man bereits jetzt mit ihr einen Dialog führen.

Ziel von Pepper ist es, zu unterhalten, zu kommunizieren und Emotionen bei ihrem Gegenüber hervorzurufen. „Natürlich kann Pepper keine reale Beziehung ersetzen, aber für Menschen, die sehr zurückgezogen leben, können humanoide Roboter mit ihren menschlichen Zügen und Verhaltensweisen eine dankbare Bereicherung sein“, erläutert Christopher Reichstein.

Das Active Assisted Living Lab wird aktuell eingerichtet

Pepper ist nur ein Bestandteil des Active Assisted Living Lab der DHBW Heidenheim. In diesem Reallabor werden technologische Systeme, Produkte und Dienstleistungen entwickelt und erprobt, die das Leben in Alltagssituationen insbesondere für Menschen mit Pflegebedarf verbessern. Ziel ist es, hilfsbedürftige Menschen so zu unterstützen, dass sie trotz steigender medizinischer Bedürfnisse möglichst lange selbstständig zu Hause leben können.

Das Active Assisted Living Lab, das aktuell an der DHBW Heidenheim eingerichtet wird, dient der fachübergreifenden Forschung, Entwicklung und Vernetzung an der Schnittstelle von Pflegewissenschaft, Gesundheits- und Sozialwesen sowie Technik (insbesondere Informatik) und Wirtschaft. „Das Besondere am Living Lab der DHBW Heidenheim ist die interdisziplinäre, anwendungsbezogene Forschung rund um das Themengebiet Active Assisted Living“, erläutert Prof. Dr. Andreas Mahr, Prorektor der DHBW Heidenheim. „Dieser 360 Grad-Blick, der dank der breiten Expertise und der Dualität der DHBW sowohl wissenschaftlich als auch mit Praxisbezug erfolgt, ist sehr selten und dadurch ganz besonders.“ Möglich mache dies nicht zuletzt das breite Studienangebot der DHBW in den Studienbereichen Technik, Wirtschaft, Sozialwesen und Gesundheit.

Ziele des neuen Labors

Obwohl sich Wissenschaft und Praxis bereits seit einigen Jahren vermehrt mit dem Thema Active Assisted Living beschäftigen, konnten sich bislang nur wenige Technologien auf dem Markt etablieren, weiß Christopher Reichstein. Gründe seien beispielsweise fehlende Geschäfts- und Finanzierungsmodelle, fehlendes Know-how, wie solche Technologien in den Alltag integriert werden können, sowie vor allem unzureichendes Wissen über die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer. An der DHBW Heidenheim will man diese Lücken schließen.

Ziel der Hochschule ist es daher, bereits bestehende Lösungen in Zusammenarbeit mit Spezialisten verschiedener Gesundheitsprofessionen weiterzuentwickeln. Ebenso sollen neue Prozesse, Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen herausgearbeitet werden.

Wissenschaftlichen Beiträge auf der KES International angenommen

Aktuell wird bereits im Rahmen eines Integrationsseminars an einem wissenschaftlichen Sammelband zum Thema „Active Assisted Living – Anwendungsszenarien und Lösungsansätze für ein selbstbestimmtes Leben“ gearbeitet. Darin wird von Studierenden der Wirtschaftsinformatik und dem Studienbereich Gesundheit sowie von Professor*innen und Lehrbeauftragten untersucht, welche Probleme aus der pflegerischen Praxis mit verfügbaren oder aufkommenden technischen Mitteln gelöst werden können. Es geht gleichzeitig darum, welche technischen Lösungen von den zu Pflegenden und in der Pflegepraxis akzeptiert werden und welche nicht. Darüber hinaus wurden wissenschaftlichen Beiträge von Christopher Reichstein und Pia Beyer-Wunsch auf der KES International, einer renommierten Multi-Konferenz rund um die Themen Medizin und Gesundheit, angenommen. Die Ergebnisse der beiden Studien werden schon in Kürze über Procedia, einer Online-Sammlung qualitativ hochwertiger Konferenzberichte von Elsevier, veröffentlicht.

Um das Reallabor auch räumlich passend auszustatten, wirbt die DHBW Heidenheim noch um Räumlichkeiten. „Konkret würden wir gerne eine barrierefreie Wohnung anmieten oder mittelfristig ein barrierefreies intelligentes Musterhaus auf dem neuen Hochschulgelände realisieren und so die Innovationen in der Praxis zu testen“, erklärt Prof. Dr. Andreas Mahr. Derzeit befindet sich das Projekt in der Antragsstellung für Fördermittel, wobei schon konkrete Gespräche mit Kooperationspartnern laufen. Ziel ist es, spätestens im kommenden Jahr mit dem Aufbau des Reallabors zu starten.

Weitere Informationen zur Forschung an der DHBW Heidenheim finden Sie hier.