Professor Gründer leitete Forschungsprojekt für das Land – nun erschien der Abschlussbericht

Zwei Jahre lang erforschte Prof. Dr. René Gründer mit seinem Team an der DHBW Heidenheim wie Quartiersentwicklung in Baden-Württemberg verstanden und umgesetzt wird. Dazu wurden über 1100 Kommunen und 35 Landkreisverwaltungen befragt.

Wie sieht die Quartierslandschaft in Baden-Württemberg konkret aus? Mit dieser Frage beschäftigte sich Prof. Dr. René Gründer und sein Team Georg Reiff, Marie Werner und Lisa Rath an der DHBW Heidenheim in einem Forschungsprojekt, das gemeinsam mit Prof. Dr. Anja Teubert und Prof. Dr. Süleyman Gögercin von der DHBW Villingen-Schwenningen im Jahr 2018 entwickelt wurde. „Als Quartier wird dabei ein sozialer Raum verstanden, in dem sich Menschen einbringen, Verantwortung übernehmen und sich gegenseitig unterstützen. Dies können sowohl Straßenzüge als auch Nachbarschaften, Stadtteile oder ganze Dörfer sein“, erklärt Prof. Dr. René Gründer.

Ziel des Projekts war es, Strategien zur Verbesserung der Lebensqualität und des sozialen Zusammenhalts auf der Ebene von lokalen, nachbarschaftlichen Wohngebietsstrukturen (Quartieren) in Baden-Württemberg zu untersuchen. Dazu wurden im ersten Schritt 1.101 Kommunen sowie 35 Landkreisen nach ihren aktuellen Aktivitäten befragt. In einem weiteren Schritt wurden telefonische Experteninterviews mit 41 zufallsbasiert ausgewählten Bürgermeister*innen von Gemeinden aus allen Stadt- und Landkreisen zu ihren Erfahrungen mit Quartiersentwicklungsprojekten durchgeführt und ausgewertet. In einem dritten Modul wurden über 50 Fachkräfte und Bürger*innen, die sich in zwölf Städten und Gemeinden in Quartiersprojekten engagierten in Fokusgruppen und pandemiebedingt per Onlineerhebung befragt.

Beauftragt wurde das Projektteam vom Land Baden-Württemberg, Ministerium für Soziales und Integration im Rahmen der Landesstrategie "Quartier 2020 - Gemeinsam. Gestalten." Nun wurde der Abschlussbericht des Projekts veröffentlicht.

Der Bericht zeigt u.a. wie Quartiersentwicklung in Baden-Württemberg abläuft, was diese beeinflusst und gibt zehn Handlungsempfehlungen für eine funktionierende Quartiersentwicklung. Alle Beteiligten müssen vernetzt sein, es sollten klar Ziele formuliert werden, man muss die Bedürfnisse der Menschen kennen, sollte aber nicht zu viel versprechen und es sollte sichtbar sein, wie sich die Menschen beteiligen können oder wo bereits Bürgerbeteiligung stattfindet. „Einer der wichtigsten Punkte ist hier sicherlich auch, dass engagierte Bürger*innen nicht überfordert werden sollten und man nicht einseitig Interessen der Verwaltung oder von Einzelgruppen durchsetzt“, ergänzt Prof. Dr. René Gründer.

Im Fokus stehen dabei die Erfahrungen der unterschiedlichen Kommunen, die sich für die Zukunft noch mehr Identifikation der Bürger*innen und so ein gestärktes soziales Miteinander wünschen. Außerdem zeigt der Bericht, dass die Verwaltungen an die neuen Anforderungen der Bürgerbeteiligung angepasst werden müssen und der Austausch zwischen Kommunen gestärkt werden sollte. Die Kommunen sehen außerdem laut Bericht Umweltschutz, bezahlbarer Wohnraum, Nahversorgung, Vermeidung von Vereinsamung, soziales Engagement und die Integration und Teilhabe aller Menschen vor Ort sowie die Digitalisierung der Bürgerbeteiligung als wichtige Zukunftsthemen für künftige Förderprogramme.

„Wünschenswert wäre es, dass sich die Menschen mit ihrer Stadt oder ihrer Gemeinde weiterhin verbunden fühlen und Bereitschaft zeigen, sich einzubringen und zu engagieren“, sagt Prof. Dr. René Gründer. Hier sollten alle Generationen miteinbezogen werden. Ganz zentral seien hier etwa Begegnungsorte. „Nur durch die bewusste Schaffung von Begegnungsräumen lässt sich ein solidarisches Umfeld gestalten, in dem Engagierte wirken können und sich ein gesellschaftliches Miteinander entwickeln kann“, ergänzt er.

„In jedem Falle ist davon auszugehen, dass sozial gut integrierte Quartiere mit gutem Zusammenhalt zwischen den Menschen kommende Herausforderungen besser meistern können“, fasst Prof. Dr. René Gründer die Ergebnisse des Berichts zusammen.

Abschlussbericht Langversion (pdf)
Forschungsposter (pdf)

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