Evaluation zur Einführung von Pflegekonferenzen in Baden-Württemberg liegt vor

Prof. Dr. Andrea Helmer-Denzel und Prof. Dr. Barbara Steiner waren von 2020 bis 2022 an der Evaluation der Pflegekonferenzen in Baden-Württemberg beteiligt. Neben einer quantitativen Befragung wurden prozessbegleitend Workshops und Fokusgruppen mit den Projektbeteiligten durchgeführt und ausgewertet. Der Abschlussbericht wurde nun vom Ministerium für Soziales und Integration in Stuttgart veröffentlicht.

Prof. Dr. Andrea Helmer-Denzel und Prof. Dr. Barbara Steiner waren von 2020 bis 2022 an der Evaluation der Pflegekonferenzen in Baden-Württemberg beteiligt. Neben einer quantitativen Befragung wurden prozessbegleitend Workshops und Fokusgruppen mit den Projektbeteiligten durchgeführt und ausgewertet. Der Abschlussbericht wurde nun vom Ministerium für Soziales und Integration in Stuttgart veröffentlicht.

Die Bevölkerung in Baden-Württemberg wird immer älter und die Zahl der Pflegebedürftigen nimmt beständig zu.  In der Versorgung von Pflegebedürftigen gilt der Grundsatz „ambulant vor stationär“. Das bedeutet, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden sollen, die Pflegebedürftigen zuhause zu pflegen, bevor ein Aufenthalt im Alten- und Pflegeheim notwendig wird.  Das entspricht zum einen dem Wunsch der Patientinnen und Patienten und ist auch die kostengünstigere Variante der Versorgung.

Allerdings ist es oft schwierig eine passgenaue Versorgung und Pflege zu organisieren. Die Gesundheits- und Pflegeangebote der Gemeinden, insbesondere in Flächenlandkreisen, sind häufig nicht aufeinander abgestimmt oder miteinander vernetzt. Um diese Vernetzung zu fördern, konnten sich Landkreise und Stadtkreise auf das Förderprogramm „Pflegekonferenzen“ des Sozialministeriums bewerben. Über 30 Land- und Stadtkreise wurden in die Förderung aufgenommen und durch die Evaluation begleitet. Auch der Landkreis Heidenheim hatte sich erfolgreich um eine Förderung beworben.

Das Ziel der Förderung von Pflegekonferenzen war es, „Netzwerke für Menschen“ zu initiieren und lokale Akteur*innen im Vor- und Umfeld der Pflege sowie der Pflege selbst zu vernetzen.

In einem Landkreis kann dies z. B. die Kooperation und den Austausch zwischen Klinik, kleineren Gemeinden, ambulanten Diensten und Nachbarschaftshilfen betreffen. Erreicht werden soll dadurch, dass sich für Menschen mit Pflegebedarf und deren Angehörige Transparenz über die Angebote vor Ort ergibt, dass Versorgungslücken im Landkreis identifiziert und in der Folge möglichst geschlossen werden und dass Präventionsangebote im Vorfeld der Pflege gemacht werden können.

In allen evaluierten Pflegekonferenzen gelang es in der 18monatigen Förderdauer, Teilnehmende aus verschiedenen Professionen und verschiedenen Sektoren mehrmals im Konferenzformat zusammenzubringen und Information und Kommunikation zwischen den Akteuren eines Landkreises zu ermöglichen. Das bedeutet, dass aus einer hierarchisch organisierten Landkreisverwaltung heraus Netzwerke mit verschiedenen Akteuren initiiert werden. Diese Vernetzung wurde von Koordinatorinnen organisiert, die aus den Mitteln des Landesprogrammes finanziert wurden. Oft haben kleinere Gemeinden weniger Ressourcen, um Vernetzung und Angebotsstrukturen zu schaffen. Die Organisation der Netzwerke ist nicht nur deshalb eine herausfordernde Aufgabe, die Projektdurchführung erfolgte während der Coronapandemie, so dass dadurch zahlreiche zusätzliche Herausforderungen zu bewältigen waren.

Ein weiterführendes Ziel für alle Pflegekonferenzen besteht darin, die Ergebnisse aus der Pflegekonferenz in die „politische Arena“ der Landkreise einzuspeisen, so dass Bedarfslücken nicht nur entdeckt, sondern auch finanziert und dauerhaft geschlossen werden können (z. B. Aufbau einer ambulanten Palliativversorgung).

Das Hauptziel der Förderung ist es ein „Netzwerk für Menschen“ zu schaffen, das bedeutet konkret, dass sich für die Angehörigen und für die Menschen, die versorgt und/oder gepflegt werden müssen, eine Transparenz über die Informationen und Angebote im Landkreis ergibt.

Im besten Fall werden Angebotslücken geschlossen, so dass Menschen lange und gut versorgt in der Häuslichkeit bleiben können (z. B. durch eine Wohnberatung, durch Hilfestellung für Alleinlebende vor oder nach einem Klinikaufenthalt, oder auch eine ggf. fehlende Tagespflege für Demenzerkrankte).

Der vollständige Abschlussbericht zur Evaluation „Kommunaler Pflegekonferenzen“ vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration in Stuttgart:

Abschlussbericht zur Evaluation „Kommunale Pflegekonferenzen – Netzwerke für Menschen“ - 2022 (PDF)